Zurück zu Hause, nachdem wir noch ein paar kleinere alpine Abenteuer mehr als geplant erlebt haben...
Totenkirchl
An einem Tag dachten wir, wir versuchen uns mal am Totenkirchl und da wir von Jörg und Jörg, die wir auf der Hütte kennen gelernt haben, gehört hatten, dass der Heroldweg der beste Weg zum Gipfel sei, haben wir uns für diesen entscheiden.
Dummer Weise muss man um zum Heroldweg zu gelangen erst einmal den Führerweg finden, der bis zum Einstieg noch eine II sein sollte...
ich war dann auch schon den richtigen Weg die Hälfte hoch, um dann zu beschließen, dass es einfach zu schwierig für eine 2 wird und bin wieder abgeseilt...
Nach einem Blick in den Topo haben wir dann beschlossen, dass es doch richtig sein muss und nach einem kurzen alpinen Standplatzbau ging es dann auch nochmal mit Seil etwas beschwingter hoch.
An Jörgs hübscher Reepschnur angekommen hörten wir natürlich Gewittergrummeln, was uns zur Rückkehr bewog.
Schließlich hieß unser Urlaub bis dahin noch "Urlaub des rechtzeitigen Umkehrens".
An der Strips angekommen, war wieder tollstes Wetter, so dass wir dann nochmal zum Gamswandl aufgebrochen sind.
Via Classica
Nachdem wir wieder einen Tag Regenpause hatten, haben wir uns am Mittwoch, unserem letzten Tag, an die Via Classica gewagt.
Mit "brauchbarem Sichtflugwetter", das ist so ein geflügeltes Wort wie "alpines Gehgelände", haben wir uns dann "verfolgt" von zwei weiteren Seilschaften,
von der Strips, aufgemacht.
In der vierten Seillänge setzte ich einen Klemmkeil und wollte das restliche bündel Keile bis nach dem Klippen hängen lassen... Der Keil hielt.
Der Karabiner nicht. Das Bündel stürzte in die Tiefe und wurde von mir mit einem Aufschrei: "F**k! Jan ich glaub ich schulde dir nen Bündel Klemmkeile" gefolgt...
Gefallen waren nur die Großen. Die waren eh nur schwer und den einen den wir in der Route gebraucht haben steckte ja schon in der Wand. Also alles halb so schlimm.
Kurze Zeit später erzählte uns unsere "Verfolgerseilschaft", dass ihre zweite Seilschaft gerade abseile, weil sie ihre Kletterschuhe verloren hätten.
Wir schienen also nicht alleine mit unserer Art Berge zu erklimmen ;-)
In der 10. oder 11. Seillänge fing es dann auch an zu Regnen... in der 12, Seillänge an einer 4er Stelle, leichter Überhang, mit letztem Bohrhaken auf Kniehöhe auf einer Rampe in einem Kamin habe ich dann überstreckt noch einen Friend gesetzt
und bei regennassem Reibungsantritt diesen auch gleich ausprobiert und was soll ich sagen: hey, das war mein erster alpiner Topropesturz. Und der Friend hielt!
Daraufhin bekam Jan leichtfertig ein Bier für den Abend versprochen.
Die anderen Seilschaften nutzen nach der 12. Seillänge den Ausstieg zum Nordgrat.
Wir, schon in der 15., Jan suchte, nachdem er auch noch einen Keil verloren hatte, den ich aber noch fangen konnte, gerade die finale Standsanduhr,
die sich eher als sächsische Knotenklemmstelle herausstellte und unseren Ansprüchen für einen alleinigen Standplatzpunkt keineswegs gerecht wurde.
Wir beschlossen nach der 15. und letzten Seillänge entweder über den Nordgrat oder über die Abseilpiste hinter dem Gipfel runter zu gehen.
Oben angekommen wollten wir nach einem kurzen Blick auf einen verdammt bröckligen dreier Nordgratabstieg uns den anderen Weg noch ansehen.
Der "leicht zu findende" - Achtung: Geflügeltes Wort - Weg zum Gipfel kostete uns ein und eine halbe Stunde ehe wir wieder am Ein bzw. Abstieg zum Nordgrat waren...
beim Abseilen verklemmte sich dann natürlich prompt das Seil zum ersten mal. Nach gerettetem Seil und einiger Zeit des "Wanderns" knipsten wir dann im
"alpinen Gehgelände" unsere Stirnlampen an und kamen an eine Abseilstelle: Fädeln, Ablassen, Abseilen, Abziehen, zweite Stelle: Fädeln, nochmal Ablassen,
Abseilen, Abziehen, Seil klemmt.
Rettungsdecken halten nicht die ganze Nacht
Es war mittlerweile finstere Nacht... so beschlossen wir uns so weit abzulassen bis wir einen geeigneten Biwakplatz finden würden.
Wir hatten an der Stelle noch ein und ein halbes Seil zur Verfügung. Im schlimmsten Fall hätten wir 90m Einfachstrang abseilen können.
Nach 20m meinte Jan einen Biwakplatz gefunden zu haben. Seine Worte waren: "Einen besseren werden wir wohl heute nicht mehr finden".
So schlugen wir im "alpinen Gehgelände" unser Lager zwischen Latschen auf.
Just in diesem Moment rief meine Cousine mit einer Computerfrage an. Ich erwiderte nur kurz, dass es gerade schlecht sei,
da wir gerade inbegriffen sein sozusagen zu Zelten -
nur halt entgegen dem wie es normalerweise üblich sei - ohne ein Zelt zur Verfügung zu haben.
Nach einer sehr interessanten Nacht - Rettungsdecken halten recht gut warm, nur nicht die ganze Nacht durch, dafür trocknen Hosen auf einem zugigen Grat umso schneller.
Ich glaube meine Hose wechselte in dieser Nacht fünf mal den Zustand von ganz nass zu ganz trocken - machten wir uns nach einem kurzen Powerbar-Studentenfutter-Frühstück an die Bergung unseres Seils.
Nach der Überwindung einer glitschigen dreier Stelle, die ich mit so ziemlich allem, was wir so bei hatten absicherte,
war auch die Meisterleistung im sächsischen Klemmknotenwerfen zurückgebaut und wir seilten erneut ab. Wir liefen noch einmal durch 160m "alpines Gehgelände"
und seilten in dem Abschlusskamin ab, wobei mir aufgrund der Feuchtigkeit der letzten Nacht nicht ganz klar war, ob es sich wirklich um Abseilen oder Seilauswringen handelte...
Und zurück
Um 10 Uhr kamen wir dann auf der Strips an, packten unsere Sachen, wuschen uns in Windeseile, bezahlten und wurden noch von Christel mit einem Lächeln und dem Spruch: "Na wars nass?" verabschiedet.
Mit ein paar Müsliriegeln - unser Frühstück - machten wir uns auf den Weg nach Kufstein. Mein Rucksack war schwerer als auf dem Hinweg: Seile nass und Jans leichter: Keile im Eisloch.
Nach 2:45 Stunden, hinzu brauchten wir über fünf Stunden, waren wir dann auch schon da und hatten noch genug Zeit bevor unser Zug fuhr
italienisch essen zu gehen,
Verpflegung für die Zugfahrt einzukaufen und in einem Kletterfachgeschäft nach neuen Keilen Ausschau zu halten,
die Jan dann aber aufgrund der erst kürzlich gewonnen Gewichtsersparnis nicht kaufen wollte.
Auf dieser Tour lernten wir "die Jörg" kennen, die
Zeitgleich auf der Hütte waren.
Das sollte mir in den folgenden Jahren einige schöne Urlaube bescheren.